Diplomatie

Als ich 1994 als Botschafter nach Finnland ging, mit einer Mitakkreditierung in Estland, war mir klar, daß sich das Wesen der Diplomatie entscheidend geändert hatte: war der Botschafter früher vor allem der Vertreter des Staatsoberhauptes und der Regierung, so ging es nunmehr insbesondere um "connecting people".

In diesem Sinne veranstaltete ich in allen Empfangsstaaten, also zunächst in Finnland und Estland; dann in Kanada und auf Jamaika; später beim Europarat Symposien zu Themen von gegenseitigem Interesse; Kultur-Events; und war bemüht, die Besuche zu intensivieren. Arbeitsgrundlage in Finnland war für mich die Überlegung, daß wir mit keinem anderen Land so viele Gemeinsamkeiten hatten wie mit Finnland: wir traten am selben Tag der EU und Schengen bei und führten mit dem Euro die gleiche Währung ein.

In Tallinn gab es eine große Veranstaltung "Estland-der Weg in die EU"; In Kanada standen wirtschafliche und kulturelle Veranstaltungen im Mittelpunkt; ein Symposium zum Thema "Einwanderung" behandelte Gemeinsamkeiten und Unterschiede; und es gelang, den "Viennese Winter Ball" jährlich zu einem gesellschaftlichen Highlight zu etablieren. Bein Europarat stand die damals gefeierte 50-jährige Mitgliedschaft Österreichs im Vordergrund.

Wie auf der web-site ersichtlich, habe ich versucht, die Wesenszüge und Entwicklungen eines jeden Landes, in dem ich akkreditiert war, in einem Buch festzuhalten. Offensichtlich ist die ganz gut gelungen. Bei der Verabschiedung aus Helinki gab mir der finnische Staatspräsident nicht nur den höchsten finnischen Orden, er stellte auch fest: "You have put Austria on the map". Der estnische Präsident äußerte sich ähnlich ; allerdings meinte er, der Titel des Buches hätte lauten sollen."Europas Aufbruch nach Estland", denn sein Land hatte ja Europa nie verlassen.